Crowdfunding, die Chancen und die Gefahr der Insolvenz
Nach einem etwas zögerlichen Start ist Schwarm-Investment bei Immobilien mittlerweile fest etabliert in Deutschland, gerade bei jüngeren Immobilien-Investoren. Viele vertrauen bei den Anbietern auf den Marktführer Exporo. Doch hier erschüttern nun zwei Hiobsbotschaften den Schwarm.
Insolvenzen von Projektgesellschaften
877 Anleger bei Exporo bangen derzeit um insgesamt fast 1,7 Millionen Euro. Sie investierten über die Plattform in ein Immobilienprojekt in Marburg, nun ist die Projektfirma insolvent. Eine zweite Insolvenz steht zusätzlich an (knapp 2,2 Mio Euro). Wie kann das sein, und was bedeutet das für Anleger?
Folgen für Anleger
Da die Investition in der Regel als Nachrangdarlehen erfolgt, müssen sich die Investoren zunächst in der Reihe der Gläubiger hinten anstellen. Ursprünglich war eine Auszahlung für Januar 2020 angedacht gewesen. Die erwarteten 5,5 Prozent Rendite dürfen getrost abgeschrieben werden. Ob sie ihren Einsatz je wiedersehen, steht noch in den Sternen.
Crowd Investment und Sicherheit
Die aktuellen Fälle sind die ersten Pleiten bei Exporo, wo man bisher großes Vertrauen genoss. Gegründet wurde das Unternehmen 2014 und hat bereits über 500 Millionen Euro an Kapital vermittelt. Das Unternehmen verspricht eine eingehende Prüfung aller Projekte – bisher mit Erfolg, aber eine hundertprozentige Sicherheit bietet das nicht, wie die Insolvenzen zeigen. Kommt es dann tatsächlich zum Supergau, bietet Exporo Ihnen keine wirklich zufriedenstellende Möglichkeit, Ihr Kapital zurück zu erhalten. Man werde sich selbstverständlich nun weiter für die Interessen der Anleger einsetzen, heißt es von Unternehmensseite schwammig zur Insolvenz. Eine Einschätzung, ob das Kapital je zurückfließen wird, mag man aus dem Firmensitz in Hamburg nicht abgeben.
Soll ich nun – oder soll ich nicht?
Heißt das nun, es ist von Crowd Investment in Immobilien abzuraten? Ja und nein, lautet die ehrliche Antwort. Fünf bis sieben Prozent Rendite sind für die Anleger drin, wenn mit dem Bauprojekt alles gut geht – und dafür stehen die Chancen insgesamt gut, wie die letzten fünf Jahre zeigten. Das ist ein sauberer Wert. Zwar ist das Kapital in dieser Zeit nicht flexibel zu liquidieren, aber dafür stimmt der Gewinn. Dass ein solcher Gewinn nicht ohne Risiko zu erwirtschaften ist, sollte jedem klar sein. Ebenso, dass Sie nicht Ihr gesamtes freies Kapital in ein einziges Bauprojekt stecken und damit den Totalverlust riskieren sollten. Die 877 Investoren des insolventen Projekts beherzigten das offenbar weitgehend, wie die durchschnittliche Investitionssumme von unter 2000 Euro pro Person zeigt. Ein solcher Verlust tut dann zwar weh, sollte aber niemanden an den Rand des Ruins treiben. Insgesamt lässt sich sagen: Crowd Investment ist ein attraktives Puzzleteil in einem diversifizierten Portfolio, Insolvenzen hin oder her.
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