Treibt Corona die Menschen aus der Stadt?

Während des ersten Lockdowns war überall zu lesen, dass die Menschen durch Corona künftig auf das Land ziehen wollen würden. Vermieter würden es in der Stadt dann schwerer haben und auf die Immobilienpreise würde es sich auch auswirken. Doch wie sieht es jetzt, nach 2 Jahren Pandemie, tatsächlich aus? Stimmt die Legende von der Stadtflucht?
Tatsächlich gab es zeitweise das Phänomen, dass einzelne Haushalte aus der Stadt wegzogen. Größere Wohnungen mit Garten wurden dann gesucht, stellenweise auch Häuser mit Land zur Selbstversorgung. Aber wie sieht es heute aus? Das untersuchte nun die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC unter anderem mit einer Umfrage unter großen Bau- und Vermietungsunternehmen. Denn diese haben den Finger am Puls der Zeit, was größere Umzugstrends angeht.
Großbritannien als Vorbote?
In England hat sich bewahrheitet, was hier prophezeit wurde. Dort boomen plötzlich Nachfrage und Preise von Immobilien in ländlichen Regionen. 14,2 % stiegen hier die Immobilienpreise an, in den Städten waren es nur 7 %. Im Vergleich zu 2019 ist das Interesse von Käufern nach Landimmobilien um 50 % gestiegen, nach städtischen nur um 9 %. Blüht uns nun Vergleichbares?
Landflucht? Eher „Speckgürtelflucht“
Die Umfrage von PwC unter Deutschen Großvermietern zeigte, dass 63 % der Befragten keinen verstärkten Umzugstrend aus der Stadt heraus feststellten. 34 % bemerkten einen verstärkten Wegzugstrend, aber nicht auf das tiefste Land, sondern in Speckgürtel und mittelgroße Städte im Umland. PwC schließt daraus, dass die Urbanisierung anhält. Weitere Gründe sehen die Experten in der internationalen Zuwanderung, die künftig wieder Fahrt aufnehmen sollte. Diesen Effekt werden besonders Berlin und die anderen Big 7 spüren. Und so setzen auch die Großvermieter weiterhin auf Deutschlands Ballungszentren. Sie sehen die „Landflucht“ einiger Mieter höchstens als kurzfristigen Trend. Und so wollen die großen Vermieter Ihre Bestände in der Stadt auch nicht reduzieren, sondern im Gegensatz weiter steigern. Auch in suburbanen Regionen wird investiert, auf dem Land hingegen kaum.
Preise ziehen dann doch ins Umland
Was die Studie nicht berücksichtigt, sind die Auswirkungen der Preisentwicklung. Das gilt zum einen für Mieter – diese können sich Neuvertragsmieten in Städten kaum noch leisten und ziehen dann häufiger ins Umland. Hinzu kommt, dass viele Mieter eben nun einen Raum mehr für ihr Home Office suchen – das ist in der Stadt noch zusätzlich teuer und schwer zu finden.
Auch beim Kauf wird es für private Investoren sehr schwer, noch Rendite zu erwirtschaften. Beides betrifft die großen Bestandsmieter aus der Studie nicht. Tatsächlich gibt es sogar schon seit 5 Jahren mehr Abzug als Zuzug in die Städte. Allerdings wurde dieser Trend durch Immigranten aus dem Ausland ausgeglichen, weshalb unter dem Strich die Städte wuchsen. Dies wurde durch die Pandemie dann vorübergehend unterbrochen.
Fazit: Insgesamt kann man sagen, es gibt einen Abwanderungstrend aus der Stadt. Doch dieser findet nicht in strukturschwache ländliche Regionen statt, sondern eben in das Umland der teuren Metropolen. Hier und in starken mittelgroßen Städten liegt deshalb die Investment-Zukunft.
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