Mietpreise: Explosion oder Illusion?
Gerade jetzt, kurz vor der Bundestagswahl, sind Mietpreise eines der beliebtesten Themen, um Stimmung zu machen. Scheinbar explodieren diese ja immer stärker. Vor diesem Hintergrund kaufen auch viele Investoren jetzt Immobilien deutlich über dem Verkehrswert. Doch was steckt hinter der „Explosion“?
Haben Sie sich die Artikel und Texte zur „Mietpreisexplosion“ einmal ganz aufmerksam durchgelesen? Und haben Sie einmal auf die Quellenangaben geachtet? Dabei handelt es sich in der Regel nämlich um Portalmieten – sprich, Neuvermietungspreise von Online-Portalen, in denen Mietwohnungen inseriert werden. Doch diese vermitteln unter Umständen ein völlig falsches Bild von der echten Mietenentwicklung. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen werden Bestandsmieten nicht berücksichtigt – diese sind in der Regel deutlich niedriger. Zum anderen werden günstige Wohnungen, z.B. mit Sozialbindung, oft gar nicht inseriert. So wurden etwa von Berliner Wohnungsbauunternehmen nur 28 % (rund 12.000 Stück) der freien Mietwohnungen überhaupt im Internet inseriert.
Sachlichere Diskussion hilft Investoren
Diverse Branchenverbände der Immobilienwirtschaft setzen sich deshalb dafür ein, dass die Diskussion um Mieten künftig sachlicher geführt werden soll. Das nützt Immo-Investoren gleich doppelt. Erstens können Sie somit den Wert bzw. die Einnahmemöglichkeiten Ihrer Immobilie sinnvoller einschätzen. Zum anderen könnte damit nicht mehr so viel vermieterfeindliche Stimmung und Werbung für ebenso vermieterfeindliche Parteien gemacht werden.
Gibt es überhaupt eine Mietenexplosion?
Dass die Mieten vielerorts in Deutschland noch steigen, ist richtig. Doch eine „Explosion“ in dem Sinne gibt es eben nicht, finden auch Experten der Branchenverbände. Stattdessen liegen die Steigerungen der Mieten vielerorts nur knapp oberhalb der Inflation. Der IVD wertete kürzlich die Bestandsmieten in 14 deutschen Großstädten aus und kam zu dem Ergebnis, dass die Mieten hier aktuell sogar langsamer steigen als noch 2018.
Deshalb sollten Sie auch als Investor jetzt beim Einkauf Ihrer Anlage-Immobilie eher konservativ planen. Lassen Sie sich auf keinen Fall von Zahlen blenden, deren Basis Portaldaten sind!
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